Plus Token – ein Scam? Aktuell kursieren Gerüchte darüber, dass die Betreiber von Plus Token mit insgesamt drei Milliarden US-Dollar an Kundengeldern verschwunden sind. Anleger klagen darüber, dass sie nicht an ihr Geld kommen. Die Betreiber pochen auf Serverprobleme.

Verschiedenen Berichten zufolge soll Plus Token mit der stattlichen Summe von umgerechnet drei Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen verschwunden sein. Was ist an diesen Gerüchten dran? Ist Plus Token ein riesiger Scam oder „lediglich ein Pyramidensystem“? Alles, was man zu dem südkoreanischen Unternehmen wissen muss.

Hohe Renditen mit Trading Bots – das Geschäftsmodell von Plus Token

Auf der offiziellen Homepage verspricht das Plus-Token-Team eine Möglichkeit, 6-18 Prozent an monatlicher Rendite einzusammeln. Dieser „Return“ soll dann auf die persönliche Wallet ausgezahlt werden. Das Token-Umfeld soll dabei unter anderem von Samsung-Entwicklern erstellt worden sein. Das Versprechen ist verlockend; ein in das Umfeld integrierter Trading-Roboter soll eventuelle Arbitrage-Möglichkeiten aufspüren und damit automatisiert Gewinne generieren. Der Trading-Roboter spürt laut Versprechen also Preisunterschiede bei Kryptowährungen auf und nutzt diese aus.

Wer ferner Freunde anwirbt, bekommt eine Kommission mit 100 Prozent seiner erwirtschafteten Erträge.

Das System funktioniert dabei wie folgt: Eine Person muss eine bestimmte Anzahl an Bitcoin einzahlen. Das Plus-Token-System kalkuliert anschließend einen erwarteten Return, der an den Nutzer ausgezahlt wird. Der Werbende also erhält für die Einzahlung vom Geworbenen eine Kommission. Je nachdem, wie viele neue Teilnehmer die jeweils geworbenen anlocken, soll sich der Profit um ein weiteres erhöhen. Graphisch stellt das das Plus-Token-Team in einer Form dar, die stark an eine Pyramide erinnert:

Wer am System teilnimmt soll außerdem, so das weitere Versprechen, tägliche Gewinne ausbezahlt bekommen. Die Gewinnauszahlung wiederum erfolgt in Plus Token, die man zu jedem Zeitpunkt in Ether Token umtauschen können soll. Der Anreiz, so schnell wie möglich zuzuschlagen: Nach 10 Millionen Nutzern will das Unternehmen keine neuen Kunden mehr aufnehmen.

Der aktuelle Stand

Seit dem 27. Juni berichten Nutzer vermehrt darüber, dass sie ihre Token nicht mehr aus den Wallets abziehen können. Der Verdacht lautet auf Exit Scam. Auf Anfrage von BTC-ECHO berichtet Rechtsanwalt Dr. Walter Späth, dass sich zwischenzeitlich (Stand: 10. Juli) insgesamt 15 Personen bei ihm gemeldet haben, die vom mutmaßlichen Scam betroffen sind, Tendenz steigend.

Das Plus-Token-Team hält die Community bisweilen bei der Stange. So tauchen etwa im Telegram Channel täglich Meldungen auf, nach denen es sich bei den aktuellen Verzögerungen nur um Server-Probleme handle:

So langsam passiert etwas. Login funktioniert und revenues [Gewinne, sic]  werden berechnet, allerdings noch nicht gutgeschrieben. Aber ich denke das ist ein sehr positives Zeichen [sic] und der Beweis dafür, dass die Berichte über Betrug nur gerüchte [sic] sind.

Plus-Token-Meldung vom 6. Juli.

Ferner liege es „am System“, dass Auszahlungen bisher nicht möglich seien:

Momentan werden neue Cloud Server weltweit aufgesetzt für die Datensicherheit. Die Auszahlungssysteme laufen in Testphasen ab, wie ihr sehen könnt. Das System kann momentan keine Vermögenswerte synchronisieren. Dies ist das derzeitige Problem, (Hinweis: Das Hauptnetzwerk wurde wiederhergestellt und wird bald online sein.)

Anhand der Erklärung von Herrn Jin […] kann ich sehen, dass die Wartezeit nicht allzu lang sein wird.

Plus-Token-Meldung vom 7. Juli.

In einer weiteren Meldung vom 7. Juli heißt es von Seiten von Plus Token, dass der Server unter einer DDOS-Attacke von chinesischen Hackern sowie „bösen Kräften“ stehen würde.

Das Problem mit Plus Token

In ihrem Erklärungsvideo auf der offiziellen Homepage gibt Plus Token an, dass die Kundengelder dezentral gespeichert würden. Damit suggeriert Plus Token eine Sicherheit, die den eigenen Angaben zu angeblichen Serverproblemen bzw. DDos-Angriffen widerspricht. Hierbei enthüllt sich ein weiteres Problem. Gesetzt den Fall, dass es sie überhaupt gibt, scheinen die Plus Token auf zentralen Server verwaltet zu werden. Anders gesagt: Die Plus Token sind nicht sicher.

Plus Token – ein Pyramidensystem?

Darüber hinaus entspricht die Anreizstruktur von Plus Token einem Pyramidensystem. Denn als Pyramidensystem bezeichnet man Geschäftsmodelle, die eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen. Dabei werden alte Kunden damit belohnt, dass sie neue leichtgläubige Anleger anlocken. Pyramidensysteme profitieren also davon, dass jeder die Gutgläubigkeit des Nächsten ausnutzt. Ähnlich wie bei Pump-and-Dump-Systemen profitieren einige Wenige, während der Großteil der Teilnehmer einen Totalverlust riskiert.

Ist Plus Token ein Scam?

Ob wir es tatsächlich mit einem Exit Scam zu tun haben bzw. ob die Betreiber sich mit den Kundengeldern aus dem Staub machen, kann derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es könnte sich tatsächlich um Serverprobleme handeln. Das Geschäftsmodell entspricht allerdings keinem seriösen Vorgehen.

Was sollen Anleger jetzt tun?

Aufgrund der mangelnden Sicherheit und Professionalität empfiehlt es sich für Betroffene, Plus Token zunächst eine Auszahlungsfrist zu setzen. Rechtsanwalt Dr. Walter Späth empfiehlt:

Ich empfehle Anlegern, dass sie Plus Token eine kurze Frist von 7 Werktagen setzen, in der sie das Unternehmen auffordern, wieder Auszahlungen vornehmen zu können und ansonsten mit fristloser Kündigung drohen. Nach Ablauf der Frist sollte man dann fristlos kündigen und eine Strafanzeige stellen. Gleichzeitig sollte man Schadensersatzansprüche gegen Hintermänner, eventuell involvierte Banken und ggf. den Vertrieb prüfen.

Eine Strafanzeige sei bisher noch nicht gestellt, aktuell sei noch das weitere Vorgehen abzuwarten.

Betroffene können uns gerne Informationen an redaktion@btc-echo.de zukommen lassen.

Disclaimer: Die dargestellten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sollen den Status quo rund um die Plus-Token-Affäre darstellen. Dennoch können sie keine Rechtsberatung ersetzen.